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Burgenlandkreis
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Ehrenamtliche Opferarbeit seit 20 Jahren

„Manchmal ist man einfach fassungslos“, sagt Ronald Tenner aus Meuchen. Nämlich dann, wenn ein 40-Jähriger ein Kleinkind missbraucht hat. Da muss man sich bewusst machen, dass man eine ehrenamtliche Arbeit hat und die Probleme nicht mit in die eigene Wohnung nehmen sollte.

Das gelingt nicht immer, gesteht der 64-Jährige, der vor fast genau 20 Jahren aufgrund eines Zeitungsbeitrages auf die Arbeit des WEISSEN RINGS, eines Vereins, der sich um Opfer von Kriminalität kümmert, aufmerksam wurde. Für dieses Wirken wurde er nun mit einer Urkunde ausgezeichnet. Mit einer Mitstreiterin hat er die ersten Strukturen in Weißenfels und Hohenmölsen aufgebaut, so der Diplomingenieur im Ruhestand. Dabei geht es um Prävention vor Ort durch Beratungen, um Hilfe und den Einsatz für die Opfer. Weiterbildungen sind da gefragt.

„Wird einer Rentnerin das Portemonnaie entwendet, bricht für sie eine Welt zusammen“

Mitunter müsse man aber auch die Hände heben. Tenner verweist zum Beispiel auf einen Mann, der ihn gleich zu Beginn aufgesucht hatte. Ihm ging es um Arbeitsunfälle in DDR-Zeiten, doch schnell wurde klar, dass es angesichts der Rechtssprechung keine Hilfe geben könne. Und mitunter existierten die Betriebe gar nicht mehr.

Dass Tenner eine Mitstreiterin zur Seite stand, war unumgänglich. Sie musste vor allem Opfer von Sexualstraftaten betreuen. Insofern habe man sich hervorragend ergänzt. Hilfe wird in vielen Fällen gebraucht und Ronald Tenner verweist auf die psychische Betroffenheit nach Einbrüchen, Körperverletzungen oder Diebstahl. „Wird einer Rentnerin das Portemonnaie entwendet, bricht für sie eine Welt zusammen“, sagt der Ehrenamtler. Spricht man aber mit den älteren Frauen, sind sie durchweg dankbar. Und dann höre man oft den Satz: „Schön, dass mir mal einer zugehört hat.“

Fotos in Unterwäsche

Tenner erzählt aber auch von einem anderen Fall, der große Betroffenheit ausgelöst hat. Da goss ein Mann bei der Nachbarin nicht nur Blumen, sondern hat sich auch in der Unterwäsche der Frau fotografiert. Diese war davon psychisch so angegriffen, dass sie ihre Wohnung gar nicht mehr betreten wollte. Es müsse also nicht immer Mord und Totschlag sein.

Auch vermeintlich kleinere Straftaten oder Stalking nach einer Trennung verändern die Menschen und nehmen einen breiten Raum in der Arbeit ein. Der 64-Jährige spricht von 286 Fällen seit 2007 im Burgenlandkreis, bei denen materielle und finanzielle Hilfe geleistet wurde. Dabei ging es um die Leute, die mittellos waren, keine Versicherung hatten und sich nicht mal die Reparatur einer zerschlagenen Tür hätten leisten können [...].

Ein wichtiges Ehrenamt

Für Ronald Tenner ist es ein Ehrenamt, das sein Leben bereichert, bei dem er sich die Zeit für seine Aktivitäten aber selbst einteilen kann. Dass er dabei Hilfe leistet, ist für ihn ganz wichtig. Meist sind die Menschen, die er unterstützen konnte, dankbar.

Und kürzlich ist ein Brief mit dem Bild einer jungen Frau und ihres Kindes auf Umwegen zu ihm gelangt. Als er sie einst traf, sah sie ziemlich abgemagert aus. Mit sanftem Druck konnte er sie davon überzeugen, etwas zu essen, und er hat außerdem einen Notarzt gerufen. Dafür sagte sie nun Danke.

Den vollständigen Beitrag finden Sie hier. 

 

Text: Holger Zimmer/ Mitteldeutsche Zeitung

Foto: Peter Lisker

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